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Die Geschichte der Stromversorgung in Hardheim und des Elektrizitätswerks Eirich

Das Elektrizitätswerk Eirich war in der Gemeinde Hardheim der Pionier der Stromversorgung zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Seit Beginn der ersten Stromerzeugung für die Manufaktur Gustav Eirich im Jahr 1904 und Gründung des Elektrizitätswerks im Jahr 1907 vollzog sich eine interessante Entwicklung der Stromversorgung der Gemeinde Hardheim.

Die Geschichte der Stromversorgung in Hardheim möchten wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten. Auf der folgenden Publikation wurde die Entwicklung der Elektrizitätsversorgung sehr detailliert dokumentiert.


Am Anfang war das Nichts

Willi Eirich - Ingrid Eirich

Am Anfang war das Nichts. Diese Feststellung ist hinsichtlich der Industrie in Hardheim noch für das dritte Quartal des vorigen Jahrhunderts zutreffend. Es gab keine Dampfmaschinen, keine Verbrennungsmotoren, keine Elektrizität. Als einzige nicht mechanische tierische Antriebskraft standen die kleinen Wasserräder an der Erfa und den Nebenbächen zur Verfügung.

Der Ausbau, die Unterhaltung und Verwendung dieser kleinen Kraftzellen bildeten die ersten Anfänge einer industriellen Entwicklung. Sie wurden in Hardheim getragen von zwei aus Handwerksbetrieben entstandenen Firmen.

Deren Betätigung erstreckte sich zunächst vorwiegend auf den Bau von Wasserrädern, den dazugehörigen Triebwerksteilen, Müllereimaschinen und Sägewerkmaschinen. Hinzu kam der Bau von Göpel, wie sie für den Tierkraftantrieb von landwirtschaftlichen gebraucht wurden.

Strom aus Hardheim

Um die Jahrhundertwende gab es in den Wohn- und Geschäftsräumen nur Petroleumbeleuchtung. Deren Unzulänglichkeit veranlassten um 1905 die Brüder Ludwig und Josef Eirich, eine kleine Eigenversorgungsanlage für Lichtstrom 110 Volt Gleichstrom einzurichten. Die hohe Lichtstärke der damals für Betriebsräume gebräuchlichen, mit Kohlestiften ausgerüsteten elektrischen Bogenlampen war eine Sensation im Vergleich zu dem schwachen Licht der Petroleumlampen. Viele Hardheimer Einwohner schauten an den Winterabenden voller Bewunderung in die hell erleuchteten Werkstatträume.

Schon bald wandte sich Nachbar Adolf Brechter an die jungen Unternehmer mit der Bitte, sein Haus an die Stromversorgung anzuschliessen. Ebenso Apotheker Kuhn. Mit der Erfüllung dieser Wünsche war die Kapazität der Eigenversorgungsanlage erschöpft.

In der näheren Umgebung, einschliesslich Walldürn und Buchen, bestand keine Elektrizitätsversorgung. Lediglich Tauberbischofsheim hatte eine privates Elektrizitätswerk. Das rege Interesse vieler Einwohner Hardheims veranlasste die Firma Gustav Eirich, ein auf die Versorgung der Ortschaft abgestimmtes Elektrizitätswerk zu errichten und die Stromversorgung der Gemeinde zu übernehmen. 1907 wurde das E-Werk Eirich gegründet. Dieser Entschluss wurde den Hardheimer Bürgern mit einem Rundbrief folgenden Wortlautes bekannt gegeben:

"Hardheim, den 1. Februar 1907.

Im Laufe des nächsten Sommers werde ich mein Elektrizitätswerk erweitern & ausbauen, sodass ich nach dessen Fertigstellung in der Lage bin, den ganzen Bedarf des hiesigen Platzes an elektrischem Strom für Beleuchtung und Kraftzwecke zu decken.

Um der hiesigen Einwohnerschaft diese zeitgemässe Einrichtung mit geringen Kosten zugängig zu machen, lasse ich jedem angemeldeten Teilnehmer die Leitung bis an seine Wohnung führen und liefere den Verbrauchsmesser (Zähler) zum Gesamtpreis vom M 75, zahlbar innerhalb von 3 Monaten nach Empfang. Das Einführen der Leitung in das Innere des Gebäudes, Befestigung & Anschluss des Zählers und die weitere Erstellung der Beleuchtungseinrichtung ist Sache des Anmelders. Es bleibt demselben überlassen, diese Arbeiten nach freier Wahl durch tüchtige Installateure ausführen zu lassen. Die Einrichtungen müssen aber in allen Teilen den Vorschriften des Vereins Deutscher Elektrotechniker entsprechen.

Der Strompreis beträgt für Lichtzwecke 5 Pfennige pro Hektowattstunde, der Verbrauch wird nach dem Stand des Zählers monatlich berechnet und gegen Quittung erhoben."

Die Ausführung der ersten und zweiten Ausbaustufe des E-Werkes erfolgte durch Elektro-Ingenieur Grohe aus Bronnbach. Um Kosten zu sparen, wohnte und speiste er im Hause von Josef Eirich. Als Energiequelle standen dem kleinen Betrieb eine stark variierende Wasserkraft von weniger als 20 PS und eine Lokomobile mit ebenso 20 PS zur Verfügung. Die letztere wurde in erster Linie mit den Holzabfällen des zum Betrieb der Firma Eirich gehörenden kleinen Sägewerkes beheizt.

Der Ausbau des Elektrizitätswerkes erforderte die Errichtung neuer Gebäude zur Unterbringung eines eingemauerten Dampfkessels mit Überhitzer und einer 100 PS Dampfmaschine mit Kondensation unter Verwendung des Erfa-Wassers. Über das grosse Schwungrad der Dampfmaschine wurde eine Dynamomaschine 250 Ampere, 110 Volt angetrieben. Diese arbeitete täglich von 6 bis etwa 23 Uhr. Den geringe Strombedarf der Nacht- und Sonntagsstunden lieferte eine vorhandene kleine Wasserkraft in Verbindung mit einer Akkumulatorenbatterie. Zu der Dampfanlage musste ein etwa 25 Meter hoher, gemauerter Kamin gebaut werden.

Innerhalb weniger Jahre konnten die meisten Handwerksbetriebe zur Benutzung von Maschinen mit elektrischem Antrieb übergehen und damit bei gleichzeitiger Entlastung von schwerer Handarbeit ihre Leistung beachtlich steigern. Das neugebaute Hardheim Lagerhaus war der erste Kunde des E-Werks, der nicht mit Gleichstrom, sondern mit Drehstrom versorgt wurde. Zum Lagerhaus führte auch das erste Erdkabel auf Hardheimer Gemarkung.

Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges hatten sich etwa 60 Prozent der Hardheimer Haushaltungen für elektrische Beleuchtungen entschieden. Die kriegsbedingte Verknappung des Petroleums veranlasste dann die restlichen Einwohner, zu elektrischen Beleuchtung überzugehen.

Für die kleinen Landwirtschaftsbetriebe bildeten die Elektromotoren eine wertvolle Hilfe, denn die in jedem Anwesen vorhandenen Häckselmaschinen mussten vielfach noch von Hand betrieben werden.

Währen des 1. Weltkrieges erfolgte die teilweise Umstellung der Stromeigenerzeugung auf Fremdbezug. Geliefert wurde die Energie durch den damals kurzlebigen Strombezugsverband Buchen aus einem Dampfkraftwerk in Ellwangen. Nach Ende des 1. Weltkrieges waren die Versorgungsverhältnisse von dieser Seite so katastrophal schlecht, dass sich die Brüder Eirich zum Ausbau der kleinen Wasserkraftanlage "Lindenmühle" entschlossen. Diese leistete während einiger Jahrzehnte wertvolle Dienste. Zum Bau der Anlage mussten auch umfangreiche Sprengungen vorgenommen werden. Die Inbetriebnahme erfolgte 1920. Durch Versagen des Turbinenreglers verbrannte die Wicklung des 5000 Volt Generators. Dank guter Verbindungen zur Maschinenfabrik Esslingen, Cannstatt, konnte der Schaden rasch behoben und ein Voith-Regler eingebaut werden, der immer störungsfrei arbeitete. Im Zuge des gestiegenen Energieverbrauchs erwies sich die Wasserkraftanlage "Lindenmühle" in den sechziger Jahren als unrentabel und wurde aufgegeben.

Im E-Werk selbst hatte man von der Erfa her einen Kanal gebaut und konnte dadurch mit Hilfe von Turbinen auch innerhalb des Werkes Strom erzeugen. Die Anforderungen wuchsen aber mehr und mehr an, so dass die Wasserkraft der Maschinenfabrik allein nicht mehr für die Stromversorgung ausreichte. So erfolgte etwa gleichzeitig mit dem Ausbau "Lindenmühle" der Anschluss an das neu gegründete Überlandwerk, um auf diese Weise über ausreichend Stromreserven verfügen zu können.

Zwischen den Weltkriegen stellte man dann das Drehstromnetz erst auf 120 Volt und nach dem 2. Weltkrieg auf 220 / 380 Volt um.

So ist die Geschichte dieses ersten Elektrizitätswerkes im ganzen Bezirk Nordbaden zu einem wichtigen Faktor des Fortschrittes in der Gemeinde Hardheim geworden.

1964 wurde der letzte eigene Strom erzeugt. Die Strömung der Erfa hatte nachgelassen, das Sägewerk hätte erneuert werden müssen und die Dampfmaschine wurde nicht mehr gebraucht....

Auch wenn der Strom seit Mitte der 60er Jahre vom Badenwerk - der heutigen EnBW - geliefert wird, garantiert das Gebrüder Eirich Elektrizitätswerk auch heute die Stromversorgung Hardheims auf technisch hohem Niveau. Es ist eines der wenigen noch existierenden privaten Elektrizitätswerke im Land.